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Georg Friedrich Kolb (1808-1884)

zuletzt aktualisiert: 01.12.2008

Georg Friedrich Kolb (1808-1884)
Georg Friedrich Kolb (1808-1884)

Georg Friedrich Kolb wurde am 14. September 1808 in Speyer geboren. Seine Kindheit war geprägt von den Existenzsorgen des Vaters, der als Drucker und Herausgeber politischer Zeitungen sowohl unter französischer als auch unter bayerischer Herrschaft in ständigem Konflikt mit den Zensurbehörden stand. Kolb erlernte bei seinem Vater den Beruf des Buchdruckers und übernahm nach dessen Tod die Redaktion der "Neuen Speyerer Zeitung". Dieses Blatt war das Sprachrohr der pfälzischen Opposition gegen das bayerische Zollgesetz von 1829. Mit dem Erscheinen der verschiedenen von Siebenpfeiffer, Wirth, Hochdörfer und Kohlhepp herausgegebenen Zeitungen büßte die "Neue Speyerer Zeitung" vorübergehend ihre Bedeutung ein. Nach dem Verbot der Konkurrenz-Zeitungen durch die Zensur im Frühjahr 1832 konnte sie jedoch erneut als einziges regierungskritisches Pfälzer Presseorgan weiterbestehen.

Kolb nahm am Hambacher Fest teil, spielte dabei jedoch keine führende Rolle. In den Jahren der politischen Reaktion nach dem Fest konzentrierte er sich auf die Herausgabe seiner geisteswissenschaftlichen Studien (u.a. "Geschichte der Menschheit und Kultur" in zwei Bänden, 1843). In der Märzrevolution des Jahres 1848 wurde er jedoch wieder politisch aktiv. Schon im Vorfeld hatte seine "Neue Speyerer Zeitung" bei der Verbreitung der freiheitlichen Ideen erneut eine wichtige Rolle gespielt. Als Bürgermeister von Speyer wurde Kolb in das Vorparlament entsandt und gehörte dem Fünfzigerausschuss an. Als Mitglied des Frankfurter Parlaments stand er auf der Seite der gemäßigten Linken, zunächst innerhalb der Fraktion "Deutscher Hof", später im "Nürnberger Hof". Eine demokratische Republik und auch die erbkaiserlich-kleindeutsche Lösung lehnte Kolb strikt ab, er favorisierte ein Königtum mit republikanischen Verfassungselementen. Als Mitglied des bayerischen Landtags erlebte Kolb die Hinhaltepolitik des bayerischen Königs und die Auflösung des Gremiums am 11. Juni 1848. Die Errichtung der provisorischen Regierung in der Pfalz, womit die Opposition auf das Vorgehen des Königs antwortete, lehnte Kolb ab. Stattdessen vertraute er auf den Erfolg der parlamentarischen Opposition.

Am 21. Juli 1849 wurde Kolb als Bürgermeister von Speyer abgesetzt, am nächsten Tag auch seine "Neue Speyerer Zeitung" verboten. Er wurde mehrmals verhaftet, so dass er schließlich in die Schweiz emigrierte. 1860 kehrte er zurück, um die Stelle als erster politischer Redakteur der "Neuen Frankfurter Zeitung" anzunehmen. Ab 1863 war Kolb Mitglied der Zweiten Bayerischen Kammer, ab 1868 auch des Deutschen Zollparlaments. Er lehnte den Norddeutschen Bund ab und machte sich für die "Südstaatlösung" stark. So ist es nicht verwunderlich, dass er der Reichsgründung von 1871 äußerst kritisch gegenüberstand und 1872 verbittert aus dem bayerischen Landtag ausschied. Georg Friedrich Kolb starb am 15. Mai 1884 in München an einem Schlaganfall. (kh)


Literatur:

  • Hannes Ziegler: Kolb, Georg Friedrich, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa (Bd. 2; Teil 1), hrsg. von Helmut Reinalter, Frankfurt a. M. 2005, S. 167f.

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